Kleines Land mit grosser Vielfalt

Publiziert am 05.11.2021 | von

Mit dem Velo bis nach Georgien

Ihr möchtet mal den Kaukasus bereisen oder plant vielleicht bereits eure erste Reise nach Georgien? Dann seid ihr damit absolut im Trend, denn die pulsierende Hauptstadt Tbilisi, die eindrücklichen Berglandschaften, die prächtigen Klöster und die georgische Küche ziehen jährlich immer mehr Touristen an. Doch noch ist das kleine Land im Kaukasus weit weg vom Massentourismus, also eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, dorthin zu reisen. 

Wir haben Lisa und Dario Ressegatti von Erfahrung der Welt im Oktober 21 gefragt, ob sie uns ein paar Tipps geben können. Die beiden sind mit dem Velo von der Schweiz bis nach Georgien gefahren und sind nun bereits seit vier Monaten in der kleinen Kaukasusrepublik. 

Wann? Juli - Oktober 2021

Wer? Lisa und Dario Ressegatti 

Route: Schweiz - Italien - Slowenien - Kroatien - Montenegro - Albanien - Nordmazedonien - Bulgarien - Griechenland - Türkei - Georgien

Wie kam es, dass ihr schon so lange in Georgien verweilt?

Wir haben acht Monate in der Türkei verbracht und als wir erfuhren, dass ab Juni 21 die Landesgrenze nach Georgien öffnet, sind wir gleich losgefahren, denn wir sehnten uns nach einer Veränderung und das bot Georgien definitiv. Gleich von Anfang an hat uns das kleine Land in den Bann gezogen und somit war schnell klar, dass wir länger bleiben möchten. Aufgrund der Pandemie sind auch viele Grenzen in Richtung Osten geschlossen und es gab somit keinen Grund zur Eile.

Was reizte euch an Georgien?

Georgien liegt an der Schnittstelle zwischen Asien und Europa und auch wenn wir die bekannten Bilder der Bergdörfer und der eindrücklichen Kirchen kannten und so einiges über Georgien gelesen hatten, wussten wir doch sehr wenig über die Kultur und die aktuelle Situation in diesem Land und das reizte uns. Wenn man nicht voller Erwartungen in ein Land reist, so ist man offener für Neues und lässt sich eher überraschen.

Und was hat euch am meisten überrascht?

Von Anfang an dieser unglaubliche Kontrast zwischen Alt und Neu oder besser gesagt zwischen Verfall und Modernität, denn man besonders in Tbilisi überall sehen kann. Während in der Altstadt Menschen noch in Häuser wohnen, die fast auseinanderfallen, so gibt es um die nächste Ecke Co-Working Spaces und Hipster-Cafés, während man eine Ecke weiter noch Mosaiks aus der Sowjet-Zeit an den Fassaden sieht. Auf dem Land wird dieser Unterschied natürlich nochmals stärker, wenn man auf der Strasse von freilaufenden Kühen umgeben ist, alte russische Trucks vorbeituckern, Kinder durch die Dörfer reiten und die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein scheint. 

Und dann hat uns selten eine Landesküche so sehr überrascht wie die georgische. Die Küche ist absolut eigenständig, sehr abwechslungsreich und bietet auch viele Gerichte für Vegetarier. Gleichzeitig sind die georgischen Speisen in der Schweiz nur wenig bekannt und wir mussten beim ersten Restaurantbesuch «Google» zu Rate ziehen, denn viele Namen waren uns gänzlich unbekannt. Es wird frisch und saisonal gekocht mit vielen Kräutern und Gewürzen. Und egal ob man bei einer Familie in einem einfachen Guesthouse oder in einem der edlen Restaurants in der Hauptstadt speist, es schmeckt immer köstlich und der georgische Wein an sich ist ja sowieso alleine eine Reise wert. 

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Was sollte man denn unbedingt probieren?

Natürlich die Nationalspeisen Khachapuri und Khinkali. Khachapuri ist eigentlich nur ein Käsebrot, das aber in jeder Region anders zubereitet wird. Das Khachapuri aus Adjarien wird beispielsweise mit geschmolzenem Käse, einem Ei und flüssiger Butter serviert – eine Geschmacksexplosion und Kalorienbombe. Khinkali sind Teigtaschen, die etwas an chinesische Dumplings erinnern, und die mit Fleisch, Kartoffeln oder Käse gefüllt werden, am besten schmecken sie jedoch mit einer Pilz- und Kräuterfüllung. Dann gehört zu jeder Mahlzeit ein typisch georgischer Salat mit Sonnenblumenöl, Tomaten, Gurken und Basilikum. Das schmeckt viel spannender als es vielleicht klingen mag. Dario schwört auf Skhmeruli, ein Gericht mit knusprig gebratenem Hühnchen, das mit einer Sauce aus viel Knoblauch und Sahne zubereitet wird. Lisa mag die Vorspeise Badrijani, gefüllte Auberginen-Röllchen, die in einer Paste mit Walnüssen angebraten und mit Granatapfel-Kernen garniert werden. Das ist aber nur ein kleiner Auszug, wir kommen sonst noch so richtig ins Schwärmen und müssten das Interview abbrechen und essen gehen. Am besten probiert man alles zusammen bei einer Supra, einem traditionellen georgischen Festmahl mit viel Wein. 

Wart ihr viel mit dem Velo unterwegs und wie bereist man das Land am besten?

Georgien ist ein sehr hügeliges Land voller Naturschönheiten, aber auch leider mit vielen Strassen in schlechtem Zustand. Wir haben den Süden und den Osten des Landes mit dem Velo bereist, bekamen aber im August Besuch von Lisas Eltern und haben uns daher entschieden, eine geführte Rundreise mit ihnen zu unternehmen. Das war für uns ideal, denn wir konnten in kurzer Zeit viel vom Land sehen und haben durch unsere Top-Reiseleiterin viele Hintergrundinfos erfahren und kamen voller toller Eindrücke zurück nach Tbilisi. Wir haben zusammen mit Sense of Travel eine massgeschneiderte Route nach unseren Bedürfnissen zusammengestellt und hatten so viel Abwechslung aus Kultur, Natur und konnten so auch interessante Orte besuchen, die wir sonst wohl nicht gefunden hätten. Daher können wir eine individuelle Privatreise für Georgien nur empfehlen, es ist aber nicht die einzige Möglichkeit, das Land zu entdecken. 

Wer etwas Zeit mitbringt und möglichst authentisch und preisgünstig reisen möchte, kann mit den lokalen Minibussen, den Marschrutkas, reisen. Wer sich vom chaotischen georgischen Fahrstil nicht abschrecken lässt, kann Georgien auch mit einem Mietwagen erkunden (am besten mit einem 4x4). In Tbilisi kann man sich mit der Metro bewegen oder auch sehr preisgünstig mit dem Taxi (via die App Bolt). 

Wann ist die beste Reisezeit für Georgien?

Generell sind für Kulturreisen der Frühling und der Herbst ideal. Wer jedoch eine Wanderung im Grossen Kaukasus unternehmen möchte (sehr schöne Routen sind z.B. Mestia – Ushguli oder Shatili – Omalo), sollte zwischen Anfangs Juli und Mitte September kommen. Die abgelegene Bergregion Tuschetien ist beispielsweise nur im Sommerhalbjahr überhaupt erreichbar. Eine Städtereise nach Tiflis kann das ganze Jahr unternommen werden. 

Wie verständige ich mich in Georgien?

Die offizielle Landessprache ist Georgisch, das eine völlig eigenständige Sprache mit einem eigenen Alphabet ist, deren 33 Buchstaben wie eine ornamentale Geheimschrift aussehen. Doch keine Sorge, alle Ortsschilder sind auch auf Lateinisch ausgeschrieben und man kommt auch ohne Georgisch-Kenntnisse gut durch. Ältere Georgier sprechen sehr gut Russisch, doch bei der jüngeren Generation ist Englisch geläufiger und auch Deutsch ist eine beliebte Fremdsprache. Die Einheimischen freuen sich jedoch sehr, wenn man ein paar Worte Georgisch spricht und da hatten wir schon sehr viele schöne Momente erlebt. 

Und welchen besonderen Tipps habt ihr für Erstbesucher?

Sich Zeit nehmen und einen Gang zurückschalten, die Georgier haben schon fast eine mediterrane Lebensweise und vieles geht etwas langsamer und funktioniert auch nicht so reibungslos wie in der Schweiz, was auch sehr entspannend sein kann. Wir empfehlen euch, genügend Zeit für einen Besuch einzuplanen. Das Land ist zwar klein und man ist geneigt, sich in einer Woche Stadt und Land anzusehen, doch wir würden beim ersten Besuch mindestens zwei Wochen empfehlen und sich unbedingt mehr als nur einen Tag Zeit für Tbilisi nehmen. Die pulsierende Hauptstadt ist das politische und kulturelle Herz des Landes und hat einen unglaublichen Reiz. Es lohnt sich, einfach mit der Kamera loszulaufen und sich treiben zu lassen. Es ist so eine Stadt, wo man an jeder Ecke etwas Neues entdecken kann, besonders die traditionellen Innenhöfe mit ihren Wäscheleinen und den bunten Holzbalkonen sind immer wieder eine Entdeckung wert. 

Dann empfehlen wir unbedingt einen Besuch auf einem Weingut in der Region Kachetien und einen Abstecher in eine der schönen Bergregionen des Kleinen und Grossen Kaukasus gepaart mit einer Wanderung. Für Erstbesucher würden wir Swanetien mit dem märchenhaften Ushguli empfehlen und wenn man mehr Zeit hat, so wäre Tuschetien natürlich auch ein sehr eindrucksvolles Reiseziel. Wir haben einen ausführlichen Reisebericht über unsere Erlebnisse während der geführten Rundreise geschrieben, den man auf unserer Website nachlesen kann: https://erfahrung-der-welt.ch/category/georgien/

Und das Beste? Genau diese Reise können Sie auch bei Sense of Travel buchen und sich so gleich selber von Georgien bezaubern lassen!

https://www.senseoftravel.ch/destinationen/georgien/atemberaubendes-georgien/

Da möchte ich hin!

Atemberaubendes Georgien
Atemberaubendes Georgien